INDOLEROnews 03/2025 - Genüsse zur Fastenzeit

Guten Tag, liebe Freunde des außergewöhnlichen Tees!


So, die lustigste Zeit des Jahres hätten wir
mal wieder erfolgreich hinter uns gebracht.
Jetzt beginnt die nüchterne Ernsthaftigkeit.
Nüchtern? Ja, gerne. Aber deshalb bitte nicht genussarm!

Klingt dieser Ausblick jetzt nicht
ganz so verführerisch für Sie? Papperlapapp!
Wir haben da nämlich was ganz Spezielles
für Sie entdeckt…
Wer sagt eigentlich, dass Genuss immer mit dem Vorhandensein
von Alkohol und / oder Zucker gleichzusetzen ist? Eben.
Ein kurzer Blick nach Südostasien zeigt uns:
Richtiger Genuss braucht weder das eine noch das andere.

Unlängst haben wir eine neue Variante von
Oolong-Spezialitäten made in Taiwan
(aka 'Formosa') kennengelernt.
Und natürlich ist das Adjektiv 'neu' nur für uns
mitteleuropäische Oolong-Banausen zutreffend.

Den Taiwanesen beispielsweise ist diese Art des
kalorienfreien Teegenusses sehr wohl bekannt.


Langjährige INDOLEROnews-Leser-und-innen
wissen natürlich genau, was Oolongs sind und
warum man von diesen genialen Gaumenfreuden
hierzulande so selten etwas findet –
vor allem wenn man im unspezialisierten,
dafür aber überteuerten Sortiment des
supermarktschen Teeregals sucht.

Sie vor allem möchten wir nach Möglichkeit mit
den folgenden Erläuterungen nicht langweilen
und bitten Sie, am besten gleich bei der
Teevorstellung (wieder in schwarzer Schrift)
weiter unten fortzusetzen.


Allen anderen sei folgende Begriffserklärung
gewidmet:


Oolongs stammen, wie auch sämtliche Weiß-, Grün- oder
Schwarztees von der Teepflanze (lat. Camelia sinensis) ab.
Das frisch geerntete, noch feuchte Blatt lässt nur bedingt
Rückschlüsse auf das angestrebte Endprodukt zu.
Und bevor dieser 'Blödsinn' so unkommentiert stehen bleibt,
muss ich natürlich anmerken, dass das selbstverständlich nicht
für den 'Weißen Tee' gilt, denn hierfür müssen die Teeblätter
noch sehr jung, optimalerweise noch geschlossene Blattknospen, sein.
Alle anderen Produkte der Teepflanze sind aber das Ergebnis dessen,
was nach der Ernte mit dem frischen, reifen Teeblatt passiert.


Um uns jetzt nicht zu sehr in Details zu verlieren,
sei nur so viel verraten: 'Oolong' nennt sich
der Graubereich zwischen Grün- und Schwarztees.
Dementsprechend unterschiedlich ist auch die bevorzugte
Wasser-Aufgusstemperatur der einzelnen Oolongsorten:

Kurz zusammengefasst: Je grüner desto niedriger,
je schwärzer desto heißer möchte er im Bereich
zwischen 80° und 95° C aufgegossen werden.

Das alles lässt Sie erahnen, dass ein Oolong
keinesfalls mit einem anderen Oolong vergleichbar ist.
Weder geschmacklich noch optisch.
Aber alle haben folgendes gemein:
Wenn sie gut sind, sind sie sensationell!

Aufgrund der je nach Sorte unterschiedlich langen
Oxidations- und Fermentationszeit können die Butterseiten
der einzelnen Teeblattsorten noch intensiviert,
ausgebaut oder überhaupt erst hervorgekehrt werden.

Und das war auch gleich die simple Erklärung,
warum gute Oolongs niemals billig
und billige Oolongs selten gut sind:

Da steckt einfach so viel Know How und Erfahrung
wie kaum in einem anderen Teeprodukt drin!



Eine sehr beliebte taiwanesische Variante des
eher grünen Oolongs ist der Cinnamon Oolong.
Hierfür werden die fertig verarbeiteten Blätter
der Sorte Jade Tung Ting fast zu gleichen Teilen
mit Zimtstangen durchmischt und anschließend
vorsichtig im Niedrigtemperaturbereich erhitzt,
was wiederum die Zimtaromen intensiviert.
Diese Mischung wird nun ca. eine Woche lang
stehen gelassen und hinterher sorgfältig getrennt.

In der Zwischenzeit haben die per se eher
fruchtig-herb schmeckenden Oolongblätter die
zimttypische Süße und Würze angenommen
und ergeben nun ein völlig neues, herrlich
intensives, lieblich-fruchtig-würziges Aromenspiel,
das – obwohl eindeutig zimtig - überhaupt nicht
weihnachtlich rüberkommt.

Schade, dass ich diese beeindruckende Teespezialität
erst jetzt entdeckt habe!

Und nachdem Sie diesen Fehler keinesfalls
wiederholen sollten, empfehlen wir Ihnen aus
tiefstem Teetrinkerherz, diesen wunderbaren Tee
möglichst bald zu probieren. Bevorzugt im direkten
Vergleich zu einer weiteren, sehr beeindruckenden
Oolongsorte der deutlich schwärzeren Art,
dem Muscatel Dragon, unser Angebot des Monats,
einer wunderbaren Spezialität aus Yunnan (China).
Hier gelangen gänzlich andere Blattaromen in die Tasse,
nämlich Kakao- und Röstnoten,
wodurch Sie sofort und eindrucksvoll erleben werden,
wie gänzlich unterschiedlich doch zwei gleichermaßen
hochwertige Vertreter ein und derselben Teeart
schmecken können.

Wir wünschen Ihnen in diesem Sinne eine
g‘schmackige Fastenzeit und viel Vorfreude
auf die alljährlich wiederkehrenden Ostergenüsse!

Ihre
Barbara Neumann-Schramböck